Wildes Wien
Kaiserliche Pracht, kulinarische Verlockungen und kulturelle Genüsse – Wien lockt mit einem einzigartigen Angebot für alle Sinne. Aber eines bleibt den meisten Besuchern verborgen: große Grünflächen, die sich weit in die Stadt erstrecken, machen Wien zu einer der biologisch aktivsten Städte Europas. Hinter historischen Fassaden und im Schatten imposanter Gebäude haben sich die erstaunlichsten Kreaturen ein Zuhause geschaffen. Wo sich die menschliche Geschichte über Hunderte von Jahren entfaltet hat, haben Generationen außergewöhnlicher Kreaturen ihre Heimat gefunden. Ihre Geschichten machen diese Stadt der Kultur zu einer Stadt der Wilden.
In bester Frühlingsstimmung zeigen sich beispielsweise Hasen auf den Donauufern der Stadt zugewandt. Im Schatten des Millennium Towers tummeln sich mehr als hundert der niedlichen kleinen Tiere. Es ist eine Mischung aus wilden und ausgesetzten Hauskaninchen, die eine beträchtliche Paarungsaktivität entwickelt haben.
Die vielen Straßenlaternen summen nachts in der warmen Jahreszeit, aber nicht nur durch die Besucher der vielen Essbereiche im Freien. Manchmal scheinen sogar Fledermäuse ihnen in das Licht zu folgen, auch wenn sie nicht wirklich auf Beleuchtung angewiesen sind. Bei genauerer Betrachtung stellen sich die flatternde Tiere jedoch als riesige Schmetterlinge heraus, wie der Wiener Kaiser. Die Schmetterlinge sind die größten in Europa und können in vielen Wiener Parks und Alleen gefunden werden. Auch ihre Raupen sind äußerst auffällig: Im letzten Larvenstadium sind sie über 10 Zentimeter lang, knallgrün mit hellblauen Punkten.
Auf der anderen Donauseite gibt es eine besondere städtebauliche Besonderheit: einen über 20 Kilometer langen öffentlichen Badeteich, die Neue Donau. Eine in den 1980er Jahren gebaute künstliche Insel trennt das Wasser vom Hauptstrom und hat eine sehr charakteristische Fauna und Flora hervorgebracht. Trotz der intensiven Nutzung als Naherholungsgebiet gibt es viele ruhige Ecken, in denen Biber bauen und Eisvögel tauchen können.
Auch die Innenstadt ist voller Wildtiere. Würmer schätzen die vielen Nischen und Winkel in den Fassaden historischer Gebäude und den guten Überblick, den sie von hoch aufragenden Gebäuden wie der Votivkirche haben. Dort warten sie geduldig, bis irgendwo eine Maus auftaucht, und greifen dann zu. Kestrel Pairs zieht es manchmal in die besten Adressen Wiens. Die Jungen wachsen dann mit einem großartigen Blick auf die Ringstraße, den Stephansdom oder die Karlskirche auf.
Eine Besonderheit des Wiener Biotops ist die Art und Weise, wie Essen und Trinken außerhalb des Hauses konsumiert werden. Dies liegt daran, dass Wien die einzige Hauptstadt in Europa mit einer erwähnenswerten Weinanbaufläche ist: auf 7 Millionen Quadratmetern städtischem Gebiet werden Reben kultiviert. Weinbauern und ihre malerischen Weinstuben sind leicht mit dem Fahrrad oder der Straßenbahn zu erreichen. Auf sonnenbeschienenen Terrassen kann man das Glück haben, einen Fuchs zu sehen, der sich mit den Resten der Trauben aus der Weinlese vollfrisst.
Die Ernte wird auch auf den zahlreichen landwirtschaftlichen Flächen Wiens durchgeführt – insgesamt 180 Quadratkilometer groß und an vielen Stellen ein Paradies für Europäische Hamster. Eine Wiener Besonderheit ist ihre Vorliebe für Friedhöfe, wo sie ihre Wintervorräte zwischen polierten Steinen und Blumenschmuck sammeln und heftige Kämpfe austragen, wenn sie sich zu nahe kommen.
| Land: | Österreich |
| Sprache: | Englisch |
| Länge: | 52 Minuten |
| Regie: | Martin Mészáros |
| Produzent: | Jörn Röver, Tom Synnatzschke, Sabine Holzer / Doclights/NDR Naturfilm |